Im September 2022 veranstaltete die House of Logistics and Mobility (HOLM) GmbH den Deutschlandweiten Tag der Start-ups in Logistik und Mobilität. Im Rahmen des Events fand auch das Finale des 2. Start-up-Contests der Länder statt, bei dem sechs Finalisten vor einer Jury und dem Publikum pitchten. Nachdem sich bei der Contest-Premiere im vergangenen Jahr die cellumation GmbH aus Bremen mit ihrer innovativen Fördertechnik durchsetzte, konnte in diesem Jahr das Start-up Metrucks aus Schwäbisch Hall den Sieg für sich verbuchen. Das junge Unternehmen von Gründer Srinath Menon entwickelt innovative E-Lastenfahrzeuge für die emissionsarme Lieferung auf der letzten Meile. Wir stellen das vielversprechende Start-up vor.

Srinath Menon hat Metrucks im Oktober 2021 gegründet – doch die Idee für sein Unternehmen hat er bereits viele Jahre zuvor. Bereits im Kindesalter beschäftigt er sich mit den komplexen Themen alternative Antriebe und nachhaltige Mobilität: „Ich habe schon in der Schülerzeitung Beiträge über Elektromobilität geschrieben, weil ich mir als Kind beim Anblick der Straßen Indiens Sorgen um die Umwelt gemacht habe“, sagt der heute 40-Jährige.

Srinath Menon von Metrucks erhält den Pokal als Gewinner vom Start-up-Contest der Länder 2022
Im September gewinnt Srinath Menon mit Metrucks den 2. Start-up-Contest der Länder der HOLM GmbH und sichert sich damit ein Preisgeld in Höhe von 2.500 Euro und Zugang zum HOLM-Netzwerk mit zahlreichen Expert*innen aus den Bereichen Logistik und Mobilität. Foto: HOLM

An der University of Madras in Indien studiert Srinath Menon Maschinenbau und baut dort im Rahmen seiner Bachelorarbeit 2002 sein erstes Hybridfahrzeug. „Damals war das Interesse an dem Thema weltweit ziemlich gering“, sagt er. Ihn aber fasziniert das Thema weiterhin, seine Masterarbeit schreibt er über urbane Mikromobilität. Die Idee, ein modulares E-Fahrzeug für die letzte Meile zu bauen, lässt ihn nicht mehr los.

Während des coronabedingten Lockdowns 2020 beginnt der Ingenieur, an seinem ersten Prototypen zu bauen; innerhalb nur eines Jahres konstruiert und baut er gleich zwei Generationen von Prototypen. „Sri hat die komplette Konstruktion allein gemacht. Normalerweise übernimmt das ein ganzes Team aus Ingenieuren. Seine Leidenschaft für das Thema ist riesig“, berichtet Dr. Nicole Menon, die ihren Mann bei der Verwaltung und Kommunikation unterstützt, damit dieser sich komplett auf die Technik fokussieren kann. Dafür hat sie zuletzt sogar ihre Zahnarztpraxis aufgegeben.

Erstes Prototypenfahrzeug von Metrucks
Während des ersten Corona-Lockdowns 2020 baut Srinath Menon seinen ersten Prototypen. Foto: Metrucks

Metrucks steht für Metro-Trucks. Die modular aufgebauten vierrädrigen Pedelec-Fahrzeuge sind optimal geeignet für die umweltfreundliche Waren- und Paketzustellung auf der letzten Meile. Auch für Firmen mit großem Betriebsgelände oder innerhalb von Produktionshallen kann das Fahrzeug eine Alternative zu klassischen Cargobikes oder Verbrennerfahrzeugen darstellen. „Wir wollen dazu beitragen, dass die Städte autofrei und lebenswerter werden. Früher hat das niemanden interessiert, aber heute sind die Themen E-Mobilität, Nachhaltigkeit und Verkehrswende zum Glück in aller Munde“, sagt Srinath Menon.

Zweites Prototypenfahrzeug von Metrucks
Den zweiten Prototypen stellt Srinath Menon keine 12 Monate nach Fertigstellung des ersten Prototypens ebenfalls fertig. Bevor er Metrucks gegründet hat, war „Sri“ über zehn Jahre als Forscher und Entwickler bei Mercedes-Benz tätig. Foto: Metrucks

Die Fahrzeuge der ersten Serie mit dem englischen Namen „DOER“ (zu Deutsch: Macher*in) können individuell, je nach Kundenbedürfnissen, konfiguriert werden (zum Beispiel mit verschiedenen Aufbauten wie Pritschen, Containern oder einer Kabine), eine Nutzlast von bis zu 200 Kilogramm transportieren und bis zu 25 km/h Geschwindigkeit erreichen. Die Fahrzeuge fallen unter die Kategorie der Pedelecs und können damit von jedem gefahren werden, ein Führerschein ist nicht notwendig. „Im Gegensatz zu Fahrrädern hat der DOER aber vier Räder und ist damit um einiges stabiler. Das ist vor allem für den Warentransport vorteilhaft“, erklärt Dr. Nicole Menon.

Dr. Nicole und Srinath Menon mit ihrem gemeinsamen Kind
„Die größte Herausforderung ist, dass wir ohne Fremdkapital und Angestellte arbeiten, also wirklich selbst und ständig - und das alles mit einem Baby zuhause. Ohne die große familiäre Unterstützung wäre das kaum möglich. Alle sind hoch motiviert, bringen sich ein und freuen sich auf die nächsten Schritte“, sagt Dr. Nicole Menon. Foto: HOLM

Bis zur Serienreife stehen noch kleinere Optimierungsarbeiten an; dann wird das Fahrzeug im Prüflabor diversen Tests unterzogen. Für 2023 ist eine Kleinserie geplant. „Unser großes Ziel ist es, das Fahrzeug zeitnah auf die Straße zu bringen und weiter zu perfektionieren. Und dann natürlich zu wachsen“, sagt Srinath Menon.