Im Oktober 2021 veranstaltete die House of Logistics and Mobility (HOLM) GmbH erstmals den Start-up-Contest der Länder. Dabei ging aus jedem Bundesland je ein Start-up mit einer innovativen Lösung oder einem Produkt aus den Bereichen Logistik und Mobilität in das Rennen um den Sieg, der mit einem Preisgeld, Aufmerksamkeit aus der Branche sowie dem Zugang zum HOLM-Netzwerk verbunden war.

Den Gewinn konnte die cellumation GmbH aus Bremen für sich verbuchen. Das Logistik-Start-up erhielt zu je gleichen Teilen von einer Fachjury und dem Publikum die höchsten Wertungen. Wir stellen das junge Unternehmen vor.

Dr.-Ing. Hendrik Thamer und Theresa Gröninger von der cellumation GmbH im Oktober 2021 beim „Start-up-Contest der Länder“ der HOLM GmbH
Glücklich, stolz und erleichtert nach der Gewinnerbekanntgabe: Dr.-Ing. Hendrik Thamer und Theresa Gröninger von der cellumation GmbH im Oktober 2021 beim „Start-up-Contest der Länder“ der HOLM GmbH. Bild: HOLM

Das Start-up wurde im Jahr 2017 von Dr.-Ing. Hendrik Thamer, Claudio Uriarte und Ivan Kuznetsov gegründet. Es entwickelt und baut modulare, flexible, softwaregesteuerte Fördertechnik, die eine automatisierte Sortierung und Konsolidierung auf kleinstem Raum für Logistikzentren und insbesondere die Letzte Meile ermöglicht.

„Immer mehr Pakete bringen heute immer längere Wege hinter sich und werden dabei überwiegend auf starren Infrastrukturen bewegt, da sich die Fördertechnik schon sehr lange nicht grundlegend verändert hat“, sagt CEO Dr.-Ing. Hendrik Thamer. „Unser Ziel ist es, die Fördertechnik ganz neu zu denken und effizienter zu machen. Dabei spornt es uns an, wenn jemand sagt, dass etwas nicht geht, weil es schon immer so gemacht wurde.“

Den Kern der Unternehmensidee bildet die von den Gründern entwickelte „celluveyor Zelle“ – ein hexagonales, also sechseckiges, Modul mit je drei Rädern, die Bewegungen in alle Richtungen ermöglichen. Diese Zellen können zu beliebigen Flächen und Layouts individuell zusammengestellt werden. Die Räder werden durch eine intelligente Software gezielt angesteuert und bewegen hierdurch die Pakete an das anvisierte Ziel. „Mit unserem System können verschiedene Objekte und Produkte auf bis zu 95 Prozent weniger Fläche bewegt, sortiert, orientiert, palletiert, depalettiert oder vereinzelt werden“, hebt Ivan Kuznetsov, Head of Electronics, die Vorteile des Systems hervor.

Rendering des modularen Fördersystems von cellumation
Das Start-up stellt Fußballroboter auf den Kopf, sodass sich diese nicht mehr selbst bewegen, sondern eine Fläche bilden, die Güter über ihre Räder transportieren kann. Der Name der Technologie „celluveyor“ ist die Kurzform für „cellular conveyor“, also modulares Fördersystem. Bild: cellumation GmbH

Die Technik kann in vielen Bereichen angewendet werden. Ein klassisches Beispiel: Ein Transporter voller Pakete und Päckchen erreicht morgens das Paketdistributionszentrum. Die Pakete wurden chaotisch in den Transporter geladen. Damit sie sortiert und weiterverarbeitet werden können, müssen die Pakete vereinzelt und auf die richtigen Förderstrecken sortiert werden. Aktuell geschieht dies vorwiegend manuell, die Technik der cellumation GmbH ermöglicht nun eine Automatisierung des Prozesses (zum Video).

Die Idee für die Technik kam den Gründern 2017 bei einem Roboter-Fußballspiel. „Wir haben uns damals gedacht: Warum sollte ein Roboter sich nur aufrecht bewegen, wenn er umgedreht als Fläche auch Passagiere bewegen kann? So fing alles an“, sagt CTO Claudio Uriarte.

Heute beschäftigt das Bremer Start-up rund 60 Mitarbeiter*innen und wurde von der EU als eines der innovativsten Start-ups ausgezeichnet. Im Zuge dieser Auszeichnung hat das junge Unternehmen knapp 2,2 Millionen Euro EU-Förderung für die Weiterentwicklung der Technologie erhalten.

Das ausgewiesene Unternehmensziel ist ambitioniert: In Zukunft soll jedes gelieferte Paket weltweit eine celluveyor Zelle berührt haben. „Wir sind optimistisch, dass die Branche schnell merken wird, dass es langfristig sinnvoller ist, ein altes System durch ein neuartiges Konzept zu ersetzen, als ständig nur minimal zu verbessern“, sagt Dr.-Ing. Hendrik Thamer.