Urbane Seilbahnen
Urbane Seilbahnen könnten den ÖPNV in Deutschland umweltschonend und kosteneffizient ergänzen. Sie konkurrieren nicht mit den begrenzten Verkehrsflächen von Straße und Schiene, können Hindernisse wie Gewässer, Straßen oder Gleisfelder überwinden, sind lärm- und emissionsarm und in hohem Maße sicher. Seilbahntrassen eignen sich zur Verknüpfung von ungünstig oder unzureichend mit dem ÖPNV erschlossenen Stadtbereichen wie Flughäfen, Industriearealen oder Universitäten. Denkbar ist ein Einsatz auch bei fehlenden ÖPNV-Alternativen und Kapazitätsengpässen im Straßennetz in der Stadt-Umland-Beziehung.
Ein Seilbahnsystem besteht aus den Grundelementen Seilbahnkabine, mindestens zwei Stationsgebäuden, Seilen, Stützen und – nach Bedarf – Zwischenstationen. Die Einsatz-grenze bei den Reichweiten liegt aufgrund der erreichbaren Seilgeschwindigkeiten von maximal rund 30 km/h bei rund 10 Kilometer. Für den Einsatz im öffentlichen Verkehr des urbanen Raums bieten sich insbesondere schwebende Umlaufseilbahnen und Pendelseilbahnen an. Bei Umlaufseilbahnen wird kein Fahrplan benötigt, da nach wenigen Sekunden die nächste Kabine folgt. Die Anzahl der Kabinen und die Geschwindigkeit kann dem aktuellen Bedarf angepasst werden.
Seilbahnen sind nur für aufkommensstarke Punkt-zu-Punkt-Relationen (geringe Halte-stellendichte) geeignet, die Erschließungswirkung kann aber durch eine gute Rad- und ÖPNV-Infrastruktur deutlich erweitert werden. Der Flächenbedarf bei den Haltestellen an End- und Zwischenstationen ist zwar hoch, im gesamten Vergleich zu anderen Verkehrsträgern jedoch meist geringer.
Eine große Herausforderung liegt in der Überquerung privater Wohngebiete und Grund-stücke, die rechtliche Bewertung ist hier noch unklar. Auch die Schatten der Kabinen können zu Problemen führen.
In Deutschland gibt es bisher keine Erfahrungen mit Seilbahnen im urbanen Bereich und der Einbindung in den ÖPNV, mehrere Städte prüfen die Errichtung zur Ergänzung des ÖPNV derzeit. Als eines der deutschen Vorzeigeprojekte gilt die 2011 für die Bundesgartenschau errichtete und knapp 900 Meter lange Seilbahn in Koblenz mit bis zu zwei Millionen Fahrgästen pro Jahr. Derzeit wird eine Integration in den ÖPNV angestrebt und die Verlängerung zu einem Wohngebiet geprüft.
International liegt der Haupteinsatzbereich in Südamerika. Hier sind Seilbahnen in die ÖPNV-Tarifstruktur integriert. Am bekanntesten ist das im Jahr 2014 begonnene Seilbahnnetz in La Paz (Bolivien).
Weitere umfassende Informationen zum Thema sind im Dokument „Urbane Seilbahnen – Offenheit und Mut für eine Ergänzung des ÖPNV“ von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann von der Hochschule Darmstadt zusammengestellt.