Die Idee der Superblocks (auf Katalanisch „Superilles“) kommt aus Barcelona und basiert auf dem dort typischen schachbrettartigen Straßenmuster. Enorm hohe Bevölkerungsdichten, wenig Grün sowie gesundheitsgefährdende Lärm- und Luftschadstoffbelastungen durch den Straßenverkehr zwangen die Stadtverwaltung zum Handeln. Als Superblock wird ein Straßenblock von etwa 400 mal 400 Meter beziehungsweise drei mal drei Häuserblocks definiert, in dem der Kfz-Verkehr neu organisiert wird.

Ein ausgeklügeltes System von Diagonalsperren und Einbahnstraßen führt dazu, dass Kfz-Verkehr das Wohnviertel nicht mehr durchqueren kann. Zu Fuß Gehende und Radfahrende haben Vorrang, die verbleibenden Autos dürfen nur mit 10 bis 20 km/h ein- oder ausfahren. Der öffentliche Verkehr wird an den Außenkanten der Superblocks optimiert. Der dadurch gewonnene Straßenraum wird neu genutzt: Es werden Bäume gepflanzt, Blumenkübel gesetzt, Parkbänke errichtet, Tischtennisplatten aufgestellt. Die Folge: Durch Superblocks werden Straßen zum erweiterten Wohnzimmer. Man hört Kinderlachen statt Autolärm, atmet frische Luft anstelle von Abgasen und kommt mit der Nachbarschaft ins Gespräch. Der Zusammenhalt wird gefördert und die Lebensqualität für Anwohnende steigt.

Der erste Superblock entstand 2017 im Stadtviertel Poble Nou – anfangs noch gegen Widerstände von Geschäftsleuten und Autofahrenden, doch mit großem Zuspruch der Anwohnenden. In den bisher gestalteten Superblocks, die im gesamten Stadtgebiet entstanden sind, ist das befürchtete Geschäftssterben ausgeblieben. Im Gegenteil: Die Anzahl lokaler Läden stieg sogar um 30 Prozent. In anderen Städten gibt es ähnliche Initiativen, hier nennt man sie „Kiezblocks" (Berlin), „Superbüttel“ (Hamburg), „Heinerblocks“ (Darmstadt) oder „Supergrätzel“ (Wien).

Anmerkung der Redaktion

Der Text erschien erstmals im März 2022 auf der Website des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu). Wir danken der Autorin und den Kolleg*innen am Difu für die Möglichkeit zur Zweitverwertung an dieser Stelle.