Start-up inventied hilft Einsatzkräften im Katastrophenfall schneller zu sein
Erdbeben, Hochwasser, Stürme – die logistischen Herausforderungen im Zivil- und Katastrophenschutz sind groß, beim Einsatz zählt oft jede Minute. Mit ihren selbst entwickelten Produkten will die inventied GmbH die Einsatzkräfte unterstützen und deren Arbeit im Katastrophenfall beschleunigen und erleichtern. Damit konnte das Start-up aus Kaiserslautern den 3. Start-up-Contest der Länder für sich entscheiden, der am 11. Oktober 2023 im Rahmen des Deutschlandweiten Tag der Start-ups in Logistik und Mobilität im HOLM verliehen wurde. In den Jahren zuvor gelang dies Metrucks aus Schwäbisch Hall (2022) und der cellumation GmbH aus Bremen. Das diesjährige, im Februar 2021 von vier Ingenieur*innen gegründete Gewinner-Start-up stellen wir in diesem Beitrag vor.
Das inventied-Team aus den Gründer*innen Lukas Kalnik, Trang Lam, Jan Schellhaaß und Markus Weidmann engagiert sich selbst ehrenamtlich im Technischen Hilfswerk (THW). „Bei unseren Einsätzen stoßen wir immer wieder auf Herausforderungen, die mit ehrenamtlichem Engagement allein nicht zu bewältigen sind. Mit unserer langjährigen Praxiserfahrung und unserem fachlichen Know-how entwickeln wir technische und konzeptionelle Lösungen, um Problemen im Zivil- und Katastrophenschutz gezielt entgegenzuwirken und Arbeitsschritte effizienter zu gestalten – und um damit am Ende Leben zu retten“, sagt Mitgründer Markus Weidmann.
Im Mittelpunkt steht dabei der Vario-Load-Rescue (VLR). Das ist ein modulares und skalierbares Gestell, das in alle gängigen Lkw-Anhänger und Seecontainer eingebaut werden kann. Die marktreife Entwicklung wird bereits vom THW eingesetzt. Mittels des neuartigen Ladungsträgers können alle notwendigen Einsatzmaterialien für Rettungs- und Bergungsaufgaben ergonomisch, sicher und permanent verladen werden, um beispielsweise Gebäudeabstützungen durchzuführen oder Dekontaminationsschleusen aufzubauen.
Was so selbstverständlich klingt, ist in der Praxis oft nicht der Fall, weiß Weidmann zu berichten: „Einsatzmaterialien werden häufig lose und unsortiert auf Stapelpaletten gelagert. Im Einsatzfall muss die Katastrophenstelle zunächst begutachtet werden, um die benötigten Materialien zu identifizieren. Erst dann können die Einsatzkräfte mit der aufwendigen Beladung des Lkw-Anhängers per Hand und per Gabelstapler beginnen.“
Der VLR von inventied verbessert die Raumausnutzung im Ladebereich eines Anhängers durch ein großzügiges Verladungsvolumen und eine hohe Platzeffizienz. „Die Einsatzkräfte können im Katastrophenfall ohne mühsame und zeitaufwendige Einsatzvorbereitung ausrücken. Das bedeutet weniger Zeit bis zum Einsatz und weniger psychischen Stress für die Einsatzkräfte. Weiteres Augenmerk richten wir auf Arbeitssicherheit und Ergonomie. Sind die nicht gewährleistet, kann das für Helfende und auch Hilfesuchende fatale Folgen haben“, so Weidmann. Für die Gewährleistung der Sicherheit wurde der Ladungsträger vom TÜV-Süd zertifiziert und kann laut Weidmann bedenkenlos in Betrieb genommen werden.
Das Start-up hat von Beginn an alle vier Gründer*innen in Vollzeit beschäftigt. Zudem unterstützen zurzeit drei Werkstudenten und eine Minijobberin das Unternehmen. Zu den Kunden von inventied zählen BOS wie das THW; das sind Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, die Aufgaben der inneren Gefahrenabwehr übernehmen. Seine flexible Modulbauweise macht den Lastenträger von inventied auch für weitere Einsatzbereiche interessant. So ist die Produktvariante Vario-Load-Pump (VLP) bereits prototypisch umgesetzt. Sie kann für den Hochwassernachsorge eingesetzt werden, so auch schon bei der Flutkatastrophe im Ahrtal, und sie ermöglicht die Förderung von Wasser über lange Wegstrecken bei der Waldbrandbekämpfung. Zudem soll die Vario-Load-Reihe um eine digitale Komponente erweitert werden, die insbesondere eine digitale Inventur ermöglicht und die Einsatzkräfte mit Aufbau- und Bedienungsanleitungen unterstützt.
Für die Zukunft plant das Unternehmen den Ausbau seiner Vario-Load-Reihe, um ein breites Spektrum an Produkten für unterschiedliche Katastrophenlagen abdecken zu können. Bei der Entwicklung und Umsetzung helfen auch Partnerschaften mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie die Hochschule Kaiserslautern und die Technische Universität Darmstadt. Darüber hinaus unterstützen drei Business Angels das junge Unternehmen, die laut Mitgründer Weidmann eine große Expertise in den Bereichen Maschinenbau, Produktion, Einkauf und Vertrieb einbringen. „Ein gutes Netzwerk, das einem mit Rat und Tat zur Seite steht, ist Gold wert. Daher können wir nur jedem raten sich bestmöglich zu vernetzen, um von den Erfahrungen und Kompetenzen anderer zu lernen. So lassen sich Fehler vermeiden und idealerweise sogar Abkürzungen nehmen“, rät Markus Weidmann.