Das Konzept der 15-Minuten-Stadt stammt aus dem stadtplanerischen Kontext und entwirft das Ideal einer Stadt der kurzen Wege: Ihre Bewohner*innen sollen von ihrem Wohnort aus alle wichtigen, für ihr tägliches Leben relevanten Ziele wie Arbeitsplatz, Kinderbetreuungseinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen oder Freizeitangebote innerhalb einer Viertelstunde zu Fuß oder mit dem Fahrrad (also ohne die Nutzung eines Autos) erreichen können. Hierdurch sollen Verkehrslärm und Luftverschmutzung erheblich reduziert, der öffentliche Raum von der Dominanz des Autos befreit, und generell die Lebensqualität in den Städten gesteigert werden.

Das Konzept geht auf Prof. Carlos Moreno von der Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne zurück, der eine umfassende Transformation des urbanen Lebens als notwendige Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels sieht. Nach seinen erstmals 2016 formulierten Vorstellungen [1] soll eine dezentralisierte Stadtorganisation an die Stelle der aktuellen Funktionstrennung von Wohn-, Versorgungs- und Arbeitsgebieten treten, in der die Stadtteile nicht nur als Versorgungszentren alle Bedürfnisse der Einwohner*innen in einem Umkreis von drei bis vier Kilometer decken können, sondern auch eine neue Qualität als Orte der Begegnung und Erholung erlangen.

Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte das Konzept im Kontext der COVID-19-Pandemie, als Lockdowns und Homeoffice neue Herausforderungen und Chancen mit sich brachten, sowie durch die Wiederwahl der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo im Jahr 2020, die die 15-Minuten-Stadt zu einem zentralen Wahlkampfthema gemacht hatte. Seitdem wurden in der französischen Hauptstadt mehr als 60.000 Parkplätze am Straßenrand abgeschafft, das Seine-Ufer für Autos gesperrt und der Ausbau von Fahrradwegen vorangetrieben. Andere Städte wie Madrid, Oslo, Seoul, Bogotá oder Nantes haben sich inzwischen ähnlichen Zielen verschrieben, und auch in Deutschland erlangt das Konzept zunehmend Beachtung.